Da sagt einem die Bahn via Medien, man solle im Internet nachsehen, wie sich der Streik auswirkt. Also vor dem Abmarsch das ausdrücklich empfohlene RIS aufgerufen, alles im grünen Bereich, der Zug steht als pünktlich drin. Am Bahnhof angekommen dann nach wenigen Minuten die Ansage, der Zug sei streikbedingt unbestimmt verspätet, „bitte begeben Sie sich in die Bahnhofshalle“. Höh?! Die Anzeigetafel springt dann auch schon mal vorsichtshalber auf +25 um, und es folgt eine Ansage, die etwas von 45 Minuten erzählt. Nach kurzer Ratlosigkeit beschließen wir, wieder heimzulaufen und das Auto zu nehmen.
Danke, liebe Bahn, daß die Informationen so zuverlässig und zeitnah fließen.
Danke, liebe Gewerkschaften, daß ihr den Arbeitskampf auf dem Rücken eurer arbeitenden Genossen (jaja, ich weiß) austragt, die deswegen zu spät kommen, womöglich Ärger in der Arbeitsstelle bekommen oder finanzielle Einbußen haben.
Danke, daß wir ein paar Liter Sprit für die Katz‘ als Ruß, NOx, CO2 und sonstwas durchgeblasen haben (obschon wir einen Fahrschein besitzen), und dafür, daß ich keine Gelegenheit hatte, die mitgenommene Zeitschrift zu lesen.
In der Tat, das RIS ist nur dann zuverlässig, wenn man kurz vor Abfahrt reinschaut. Ich muss Dir recht geben, dass Streik auf Kosten anderer Arbeitnehmer unverhältnismäßig ist (ja, ich weiß, in Frankreich ist das Gang und Gäbe, macht die Sache aber auch nicht besser), andererseits zeigt die gesteigerte Streiklaune in Verbindung mit den jüngst herausgekommenen Bespitzelungsvorwürfen, wie es um die Wertschätzung der Geschäftsführung ihren Mitarbeitern gegenüber steht…