20180129

(350) Schon gestern Abend haben wir diskutiert, ob wir evtl. einen Bus früher zum Bahnhof fahren und damit eine Stunde Leerlauf dort riskieren. Doch der Bahnhof ist wunderschön, die Zeit bekommt man rum, und sicher ist sicher, also nehmen wir uns das vor und stehen ein wenig früher auf.

Welch eine weise Entscheidung! Der Montagmorgenverkehr um Antwerpen ist der Horror, statt der planmäßigen 17 Minuten sind wir fast eine Stunde unterwegs und erreichen den Bahnhof passend zur Bereitstellung unseres ersten Zuges. Mit dem angedachten Bus hätten wir unseren Zug gnadenlos verpaßt.

Der Blick auf diese Garnitur am Nachbargleis läßt nichts Gutes ahnen. Offenbar hat man nicht mal mehr Lust, Schmierereien zu entfernen und macht nur die Sicht durch die Fenster frei. Doch ganz so schlimm kommt es nicht, dennoch ist das alte Material, was hier als IC angeboten wird, in Deutschland mit diesem „Komfort“ eher als Buntling bekannt und selbst aus dem Regionalverkehr bereits nahezu verschwunden.

Bis Brüssel Nord kommen wir eher trödelig voran und sehen den Umstieg quer durch den ganzen Bahnhof als gefährdet an, doch es reicht noch bequem, und als wir in unsere Plätze im ICE 15 sinken stellt sich ein gewisses „wieder daheim“-Gefühl ein :) Auch der Umstieg am Flughafen Frankfurt in den ICE 627 funktioniert problemlos, und der Rest der Heimreise ist Routine. Entspannt kommen wir wieder daheim an.

20180128

Was für Häuser gilt, das muß auch für Kirchen gut sein. Antwerpen ist voller kleiner Kirchen und Kapellen, die mitten zwischen die profanen Häuser reingebaut sind, auch Sakralbauten haben hier offenbar kein Anrecht auf einen freien Platz drumherum. Sogar große Kirchen sind davon nicht ausgenommen!

Ein wenig an den Elbtunnel erinnert der Fußgängertunnel unter der Schelde durch.

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Besonders spannend ist die Rolltreppe da runter, ist sie doch Baujahr 1933 und unverändert seitdem in Betrieb! Das Grundprinzip ist gleichgeblieben, schaut erst mal fast normal aus, etwas laut und rumpelig, und eine interessante Duftnote von altem Holz und warmem Maschinenfett. Doch die Stufen aus Holz mit angeschraubten Rippen nebst Metallkanten sind schon eine Besonderheit, ebenso die Zugangsgebäude. Wer in der rechten unteren Ecke genau hinsieht, erkennt direkt oberhalb der dunkel gekleideten Person am anderen Ufer ein gleiches Zugangsgebäude.

Nachmittags gönnen wir uns eine Fahrt mit dem Waterbus. Eine halbe Stunde fahren wir die Schelde hoch, und ebenso lang wieder runter, mit was um 40 km/h. Dabei sehen wir Antwerpen und auch die umgebenden Industriegebiete, und die Fahrt ist ganz entspannend. Dieser Waterbus ist offenbar ansonsten ein Nahverkehrsmittel, wie ein Bus eben, und man wirbt damit für den staufreien Weg in die Innenstadt. Was dieser Stau bedeutet, das sollen wir morgen noch erleben.

Die Rückfahrt ins Hotel mit dem Bus ist insofern wieder spannend, da wir den richtigen Moment abpassen müssen, den Haltewunsch zu drücken, um unsere Haltstelle zu erwischen. Mit Hilfe von Google Maps funktioniert dies punktgenau :)

20180127

(96) Die gute Laune des Vortages verfliegt in Aachen schnell, als Manu direkt nach dem Aufstehen (zum Glück!) noch mal mit dem DB Navigator die Verbindung prüft. Unser gebuchter ICE 18 nach Antwerpen entfällt :( Gründe werden nicht genannt, evtl. haben sie ja keinen ICE 3 mit Belgienzulassung ausgraben können, daher endet die Fuhre in Aachen? Allerdings gibt es eine Verbindung eine Viertelstunde eher, mit zwei Umstiegen in Belgien und einer um nur vier Minuten späteren Ankunft. Also im Alarm-Modus beschleunigt durchs Bad, am Bahnhof noch einen Ersatz fürs damit auch entfallende Bordrestaurant-Frühstück organisiert – und die Reise beginnt mit diesem museal anmutenden Gefährt. Auch das Personal trägt sehr drollige Uniformen, bei denen man immer ein wenig an Louis de Funès denken muß.

Die Umsteigerei klappt, der zweite Zug ist wirklich ein komfortaber Intercity, aber der dritte Zug, der sich ebenfalls Intercity nennt, hat maximal den Komfort eines deutschen Buntling-Wagens. Doch egal, wir kommen gut und pünktlich an in Antwerpen Central. Bzw. halt mit +4, verglichen zur geplanten Anreise.

Vor Ort sehen wir uns erst mal den Bahnhof an. Ich behaupte mal, dieser Bau ist der schönste und prächtigste Bahnhof, den ich je gesehen habe. Dazu ist er auch noch riesig! Daher ohne weitere Kommentare einfach einige Eindrücke, die für sich selbst sprechen sollten:

Ausgang
Kuppel
Durchgang
Reisezentrum
Halle
Durchgang
von außen

Wahnsinn!

Nach Verlassen dieser Kathedrale des Bahnverkehrs treffen wir erst einmal Freunde zur ersten Begrüßung. Dann geht es raus in den Hafen, in unser Hotel zum Bezug des Zimmers, und mit dem Bus wieder in die Stadt. Dabei fällt auf, der ÖPNV hat zwar moderne Fahrzeuge, aber weder gibt es Fahrkartenautomaten noch kann der Busfahrer alle verfügbaren Tickets überhaupt verkaufen. Außerdem gibt es keinerlei Ansagen oder Displays über den nächsten Halt, da muß man schon selber sehen, daß man sich zurechtfindet. Für eine moderne westeuropäische Metropole würde man sich da mehr erwarten; so sitzt man halt mit geöffnetem Google Maps auf dem Handy im Bus, um zu sehen, wann der gewünschte Halt kommt.

Halb Antwerpen ist derzeit eine Baustelle – so wird auch massiv an einem neuen Tunnelsystem gearbeitet, und es kommt durchaus dabei zu archäologischen Funden. Dieses niedliche kleine Cat wurde sicher kurz nach dem Schlupf aus dem Ei verschüttet und somit der Nachwelt erhalten. Es wurde bereits liebevoll herauspräpariert, und offenbar ging die Zeit im Erdreich nahezu spurenlos an ihm vorüber. Womöglich ist es mit einer neuen Batterie, etwas Schmierfett und ein paar Gallonen Diesel sogar wiederzubeleben?

Schon direkt nach der Grenze fällt auf, in Belgien werden Häuser weniger freistehend, sondern reihenhausartig aneinandergeklebt gebaut, auch im ländlichen Bereich. Diese Bauweise setzt sich auch in den Städten fort, etwas mehr in die Höhe, doch viele Gebäude sind auch dort nur zwei, drei Fenster breit. Sogar die historischen Prachtbauten am Groten Markt können sich diesem Schema nicht entziehen, wie man hier und hier deutlich sehen kann.

Später ziehen wir unseren Freunden ingressend und marodierend durch die Innenstadt, sehen dort viele nette Ecken, und abends kehren wir müde in einer netten, kleinen Burgerbraterei ein, wo wir uns erst mal ein Abendessen schmecken lassen.