(238) Heute geht es mal in den Harz. ICE 784 soll uns zunächst bis Hannover bringen. Abfahrt ist pünktlich.
Ich wußte gar nicht, daß die Bahn Chrome für die Zuglauf-Displays in den ICE 2 verwendet. Irgendwie ist die Bord-IT heute durcheinander, auch die Reservierungen werden nicht angezeigt. Nach etlichen Neustarts der Technik funktioniert alles – doch auf den altbekannten Bahn-Comfort-Sitzplätzen, auf denen wir uns niedergelassen haben, werden Reservierungen ab Würzburg eingeblendet. WTF?! Das Personal ist auch ratlos, eigentlich sollten die da sein, wo wir sitzen. Neugierig geworden betreibe ich selber Nachsuche – und finde sie in Wagen 23. Mal sehen, ob das nun Bestand hat, oder ob gleich in Würzburg jemand mit einem Reservierungszettel herumfuchtelt und sich da setzen will.
Doch es kommt noch doller – schon die Einfahrt nach Würzburg läuft recht lahm ab, und als wir am Bahnsteig stehen, stehen wir erst mal. Nach einigen Minuten die Ansage, daß aufgrund eines schwerwiegenden technischen Defekts dieser Zug nicht mehr weiterfahren könne und damit in Würzburg ende :-( Doch was will man auch von einem Zug schon groß erwarten, der Bielefeld heißt?!
Also eine Stunde warten, Frühstück im Bahnhof Würzburg, und den ICE 886 nehmen, der sich natürlich gut füllt mit all den gestrandeten Reisenden. Zum Glück ist es ein ICE 1.
In Hannover haben wir +5, damit klappt der inoffizielle Anschluß zu einem IC 2 nicht mehr, schade, also geht es weiter mit dem RE10, gefahren mit BR 622 durch ERX.
Pünktlich kommen wir in Goslar an, der Anschluß bis Halberstadt wird auch noch angesagt – doch am Gleis empfängt uns die Laufschrift „Zug entfällt“ :( Na super. Die Gastronomie freut sich, Mittagessen im Bahnhof Goslar unter wachsamen Blicken, und eine Stunde später stehen wir pünktlich am Gleis. Was nicht pünktlich ist, das ist der Zug, +10 sind angesagt, und weg kommen wir mit +15. Ob der nächste Anschluß wartet? Was’n Scheiß heute.
Selten äußere ich mich so direkt, aber der Betreiber hinter HEX ist offenbar einfach nur ein mieser, unorganisierter Saftladen. Im RIS stellen sie ihre Verspätungsinformationen nicht ein, ein Zugbegleiter ist nicht an Bord, und auf der HEX-Website sind keinerlei Abweichungen/Störungen eingetragen. Also rufe ich deren hotline an, dort ist erst mal gar nicht bekannt, daß wir in Goslar mit +15 weg sind und mittlerweile mit fast +30 auf der Strecke fahren, und erst nach Rückfrage erfährt die Mitarbeiterin dort, daß der Anschluß nicht wartet. Das eigene Personal hat keine Ahnung, daß im Laden nix mehr geht?! Armselig.
Aber mit den Privatbahnen wird ja alles besser. Jaja :-(
Somit sammeln wir in Halberstadt unsere dritte (!) Stunde Verspätung des Tages ein, kommen dann mit der letzten Möglichkeit in Thale an, die uns den Weitertransport mit unserem letzten Verkehrsmittel erlaubt. Dieses bringt uns pünktlich und zuverlässig auf den Berg zu diesen liebreizenden Damen.
HEX ist eine transdev-Klitsche. Haben schon die Betriebsaufnahme wochenlang nicht hinbekommen – teils musste DB noch mal ran, teils haben sie SEV gefahren. Dass die da in drei Jahren wieder rausfliegen, haben sie sich mehr als verdient.
Tz 204 hatte eine Flachstelle am ersten Wagen und endete deswegen in Würzburg. Das ist jedoch nicht dem wie auch immer bezeichneten ICE anzulasten, sondern denjenigen, die für die Wartung bzw der Planung selbiger und deren -intervalle zuständig sind. Wäre es weniger schlimm gewesen, wenn es einen anders bezeichneten Tz getroffen hätte?
Was die Ratlosigkeit des Zub angeht, so gibt es eine Übersicht (datiert von Ende August 2015), worin zu erkennen ist, daß die comfort-Plätze vom Wagen x4 in den Wagen x3 verlegt wurden. Leider hat es die DB verschlafen, das sowohl den Kunden als auch den Mitarbeitern zu kommunizieren.
Wieso Reinhard HEX als Transdev-Klitsche abwertet, entzieht sich meiner Kenntnis. Betriebsübergänge haben anfangs so gut wie nie geklappt, siehe auch die ODEG-Betriebsübernahme im VBB. Erst seit 2015 geht man nach und nach dazu über, einen Parallelbetrieb zwischen übergebendem (meist DB Regio) und übernehmendem (Wettbewerber von DB Regio) EVU zu praktizieren. Das lief so bei Abellio in Sachsen-Anhalt und bei National Express in NRW.
Connex Deutschland war übrigens das erste NE-EVU, was erfolgreich gegen die freihändige Vergabe von Verkehrsverträgen an die DB Regio vorging. Im Juni 2002 wurde vor der Vergabekammer Magdeburg ein ebensolcher Vertrag für nichtig erklärt, in dessen weiteren Folge die Connex Sachsen-Anhalt GmbH nach dem Gewinn des Nordharz-Netzes gegründet wurde. der damals für die Mauschelei zuständige Verkehrsminister Sachsen Anhalts, Jürgen Heyer, bekam dennoch bei der DB (konkret beim Tochterunternehmen Scandlines) einen gut dotierten Beratervertrag. Das und noch einiges mehr kann man u.a. in der Studie „Gestaltend Einfluß nehmen“ von Müller/Wilke lesen.
Zum „inoffiziellen Anschluß in Hannover an den IC 2“: Die Zugnummer ist IC 2443 – und der verkehrt noch einige Zeit als gewöhnlicher lokbespannter IC. Die Umstellung auf den IC 2 erfolgt erst im Verlauf des Fahrplanjahres.