20190706

Heute fahren wir mit der Mitteldeutschen Gerümpelbahn von Leipzig nach Chemnitz. Ein wenig entschädigen können die Ansagen des Tf, der routiniert wie ein Reiseführer Hintergrundinformationen zu Sehenswürdigkeiten und historischen Ereignissen an der Strecke erzählt.

Nicht genug, daß man sich mit der alten Rumpel abfinden muß, nein, sie endet auch noch vorzeitig wegen Bauarbeiten, und wir müssen mit einem Bus im SEV zum Hauptbahnhof fahren. Kurz vor Ankunft zeigt sich, Bus-Bremsen sind sehr effizient, und wer meinte, schon vor Ankunft aufstehen zu müssen, segelte schmerzhaft durch den Wagen. Außer blauen Flecken ist wohl nix passiert, so können wir für die letzte Meile in eine bessere Straßenbahn nach Hilbersdorf raus umsteigen.

Das Ziel der Tour ist die Seilablaufanlage Hilbersdorf. Dazu muß man wissen, früher war da ein riesiger Güterbahnhof, und für das Zerlegen der Züge wurden diese hier mit an Seilen gezogenen Seilwagen über den Ablaufberg bewegt.

Zuerst wurde der Zug über den zusammengeklappt tief zwischen den Schienen liegenden (hier im Modell) Seilwagen gefahren. Danach wurde der Seilwagen aufgeklappt, an den hintersten Wagen des Zuges gekuppelt, und aus dem Reiterstellwerk an einem Bedienpult gesteuert. Wagen um Wagen wird am Ablaufberg abgedrückt und rollt einzeln in den Rangierbahnhof. Das Trennen der nur lose gekuppelten Wagen beim Abdrücken erfolgte von Hand mit Stangen, ein kreuzgefährlicher Job für die Leute. Währenddessen werden am Stelltisch und in einigen Weichenwärterhäuschen für jeden Wagen einzeln die Weichen gestellt, so daß dieser auf das Gleis des neuen zu bildenden Zuges geleitet wird. Damals wurden die Wagen noch mit Hemmschuhen gebremst, und der Auswurf dieser gut 6 Kilo schweren Teile war ebenfalls nicht gerade ungefährlich.

Mit diesem umgebauten Arbeitswagen fahren wir auch noch zum Maschinenhaus. Eine beeindruckende Anlage – und da es 1930 noch keine Thyristoren gab, wurde die Drehzahlsteuerung der Antriebe mit einem dreifachen Leonardsatz durchgeführt. Im Maschinenhaus hängt auch noch dieser Auszug aus der Dienstvorschrift, welcher den Aufbau des Seilwagens schön darstellt. Sechs Seilwagen wurden von drei Motoren bewegt – an einem Seil hingen immer zwei Seilwagen, wie bei einer Standseilbahn. War einer oben, war der andere Wagen unten.

Leider ist die originale Anlage nicht mehr betriebsfähig, doch wurde eine kleine Installation nachgebaut, mit einem Elektroantrieb in einer kleinen Bude. Damit kann der Betrieb hervorragend nachgestellt werden, was in diesem Video auch gezeigt wird.

Im Maschinenhaus gibt es auch noch eine kleine Bildersammlung zur Geschichte der Hartmann-Lokomotivwerke. In der ganzen Welt verstreut sind bis heute viele dieser Lokomotiven zu finden, sogar in Syrien!

Beeindruckend, wie dieser rührige Verein aus Ehrenamtlichen dies alles am Laufen hält. Die Leute vor Ort haben alles hervorragend erklärt. Zwar war es gut für uns, daß wir beinahe die einzigen Besucher waren, aber an sich würde man sich hier mehr Besucher wünschen!

Als Abschluß des Tages fahren wir mit einem Stadtbus noch zur Pioniereisenbahn, wo uns nach einer Verpflegungspause die 6006 auch eine Runde fährt. Noch kurz die liebevoll gestaltete Gartenbahn besucht, und zum Zustieg in die Rumpelbahn können wir das kurze Stück zu Fuß zurücklegen.

Auf der Rückfahrt gibt es keinen Reiseführer-Tf, macht nix, so können wir die Fahrt in der überheizten alten Mistkarre für ein Nickerchen nutzen.

Übrigens hat auch einer unserer Begleiter, Ralf, einen netten Bericht über diese Tour geschrieben.

Zurück in Leipzig ziehen wir noch ein wenig um die Häuser, vor wir dann müde in die Betten fallen.

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