(150) Heute müssen wir zu sehr unchristlicher Zeit nach nur wenigen Stunden Schlaf wieder raus *gähn* – zu einer Sonderfahrt der ostsächsischen Eisenbahnfreunde OSEF, mit einem alten Triebwagen zu einer Tour in der Tschechischen Republik.
Zunächst geht es mit einem TLX-Zug nach Löbau, alles schön nach Plan.
Von da weiter mit einem Sonderbus über die Grenze nach Rumburk (Rumburg), wo wir unseren Schienenbus antreffen. Spitznamen übrigens Nähmaschine, wegen des seltsamen Fahrgeräuschs des dieselelektrisch angetriebenen Fahrzeugs. Der Namen paßt, das Ding macht sehr seltsame, puckernde Geräusche, aber das ist offenbar normal.
Alle Stationen der Tour will ich hier nicht beschreiben, weder kann ich die Orte korrekt aussprechen noch aufschreiben, aber dieser Kartenausschnitt sollte dem Kenner zeigen, wo wir überall rumgegurkt sind.
Der erste Abschnitt führt durch die Wildnis Tschechiens, wo wir bei einigen Halten schon nettes Gerät bewundern können. Der Führerstand ist schon ziemlich rustikal, bequem und ergonomisch wirkt da nix – Fünfzigerjahre eben.
Natürlich muß man auch eine Brauerei besichtigen, sie heißt Velké Březno wie der zugehörige Ort. Kurios daran, der Mann mit Bierkrug, der die Flaschen und die Bierdeckel ziert, war Bahnhofsvorsteher für die österreichische Nordwestbahn. Sein Entgelt fürs Modellstehen waren 30 Bier pro Woche, was er noch zehn Jahre durchgehalten hat.
Nach landestypischer Stärkung (Bier und Knödel natürlich!) lichten wir noch 439 048 in idyllischer Position ab.
Nun nehmen wir nicht unseren Sonderzug, sondern einen Sondersonderzug, geschoben von der T2120094, und mitgezogen von einer weiteren M262. Es geht zu einem kleinen Eisenbahnmuseum in Zubrnice, steil bergan, mit einem kleinen Halt zum Abkühlen der Maschinen, und nach Bewundern der kleinen, aber feinen Ausstellung den Berg wieder runter nach Ústí nad Labem.
Dort treffen wir wieder unseren angestammten M262, doch vor wir ihn entern, besichtigen wir noch das Wasserhaus. Dabei handelt es sich um einen doppelten „Wasserhochbehälter“, gespeist über eine dampfbetriebene Pumpe aus einem Stollen zur Elbe. Damit konnte man immer einen Wasservorrat bereithalten, um die bis in die 1970er Jahre zahlreich fahrenden Dampflokomotiven schnell und effizient mit ihrem zweiten Betriebsstoff zu bestücken. Die Pumpe lief da etwa hundert Jahre, und sie ist immer noch in einem hervorragenden Zustand und läuft so geschmeidig, als wäre sie neu.
Auch Fahrzeuge stehen da rum, als da wären SSP2005SW (in echt orange, nicht gelb wie im Bild), und 721 113.
Die weitere Fahrt in unserer Nähmaschine über Děčín kommt plötzlich zum Halten, der Tf rennt mehrmals zwischen beiden Führerständen hin und her, während er telephoniert. Kein gutes Zeichen. Nach einigen Minuten wird uns eröffnet, man müsse leider die Heizung eine Zeit lang aufdrehen. Aha – dem M262 ist es wohl zu warm geworden. Schon überlegen wir uns, wie man hier ggf. anderweitig wegkommt, da eine Strandung in .cz durchaus doof sein kann, sollte die Karre irgendwo im Nirgendwo vollends den Geist aufgeben. Děčín böte sich an.
Zwar können wir die Fahrt fortsetzen, doch der Gedanke an eine sehr zeitsparende frühere Heimfahrt läßt uns nicht los, also erkundige ich mich beim Personal, ob man evtl. irgendwie in Děčín raushüpfen könne. Kurze interne Beratschlagung mit dem Tf – kein Problem, klappt. Also werden wir am Hauptbahnhof Děčín direkt am Hausbahnsteig rausgelassen, und auch ein paar andere Mitreisende nutzen spontan diese Gelegenheit.
Am Schalter schaffen wir es, einen Fahrschein bis zur Grenze zu ergattern, für günstige 44 Kronen. Auf deutschem Gebiet sind wir ja versorgt. Pünktlich kommt EC 170 daher, wir finden problemlos Platz, und im Ausfahren fangen wir noch 740 518 und 742 522 ein.
Unverhofft ist so die Fahrt durchs Elbtal noch ein krönender Abschluß für einen gelungenen Tag, wir sehen Bad Schandau, wo wir 2012 den Sommerurlaub verbrachten, und pünktlich kommen wir in Dresden wieder an. 18:45 statt 22:15, die Bilanz kann sich sehenlassen.