An diesem Freitagabend fahren wir mit der U-Bahn zum Treffpunkt für ein Überraschungskonzert. Pünktlich finden wir uns am U-Bahnhof Röthenbach ein, wo bereits ein Sonderzug auf uns wartet. Mit verhängten Fenstern fahren wir an einen zuvor geheimgehaltenen Ort. Dabei merkt man, wie stickig es doch in einer U-Bahn wird, wenn fast eine halbe Stunde lang keine Türe aufgeht. Unter sphärischen Klängen aus der ELA mogeln wir uns stockend durch das Nürnberger U-Bahn-Netz. Wer das Streckennetz kennt, kann an den Hell-Dunkel-Wechseln und dem Fahrverhalten des Zuges bald erahnen, daß der Zug von Linie 2 auf Linie 1 wechselt, sich in Richtung Langwasser bewegt, und die starke Kurve und die Bergauffahrt lassen schließlich den Betriebshof als Ziel vermuten.
So ist es, wir kommen dort an und werden in eine große Shedhalle geführt. Eine enorme Fläche ist mit Spanplatten belegt und bestuhlt – darunter befinden sich Gleise und Gruben, normalerweise werden dort U-Bahnen gewartet, über uns hängen die Oberleitungen.
Nach einer kurzen Ansprache durch einen der Vorstände der VAG beginnt die Veranstaltung – ein Bauwagen mit einem Flügel, einer Pianistin und einem Sänger gleitet herein! Es folgt eine kurzweilige Kombination aus verschiedenen Kunstformen. Da sind Erzählungen einer jungen Frau von ihren Fahrten in der U-Bahn, wie sie hinter ihrer Zeitung versteckt Menschen beobachtet, ihren Traumtypen sucht (und auch eine entsprechende Begegnung hat) und sich Frühlingsträumen von einer U-Bahn-Haltestelle inmitten einer Blumenwiese hingibt. Das Ganze untermalt von Liedern aus dem Werk von Schubert, Schuhmann und Mahler. Ebenso trägt der
“Gesangverein der Straßenbahnfahrbeamten Nürnberg 1921” seinen Teil bei, und ein Video mit Bildern der Fahrt der suchenden Träumerin durch das U-Bahn-Netz von Fürth und Nürnberg stellt den Bezug zum Anlaß her – 40 Jahre U-Bahn in Nürnberg.
In der Pause inspiziere ich die Bühne, deutlich zu sehen der Bauwagen der VAG.
Zum Ende der Veranstaltung findet der Sänger noch einige Worte zur Organisation, dankt allen Beteiligten, der Männerchor verabschiedet das Publikum mit einem letzten Lied, und U-Bahnen mit nun wieder durchsichtigen Fenstern fahren uns zurück in die Stadt. Ein gelungener Abend! Besonders lobend erwähnen mag ich die erstaunlich angenehme Akustik dieser Werkhalle, wozu wohl auch die gute Mikrophonierung und die unaufdringlich und natürlich klingende Lautsprecheranlage ihren Teil beitrugen. Da schien jemand mal zu wissen, was er tut, was bei derart improvisierten Konzertorten nicht unbedingt immer der Fall ist!